Jeet Kune Do
Geschichte
Der Kampfstil Jeet Kune Do wurde von dem legendären Bruce Lee (chin. Lee Jun Fan) hauptsächlich aus dem Wing-Tsun Kung Fu entwickelt. Daneben trug er nach eigenen Angaben Elemente aus 26 verschiedenen Kampfkunstarten zusammen, um seinen eigenen Stil zu vervollkommnen. Sein Kampf-System wurde ursprünglich nach seinem eigentlichen chinesischen Namen Jun Fan Kung Fu genannt, die Bezeichnung Jeet Kune Do ("Der Weg der stoppenden/eingreifenden Faust") stellt im Gegensatz dazu die Philosophie der persönlichen Entwicklung dar, wurde aber später als Synonym für das neue gesamte Kampf-System verwendet. Das JKD Bruce Lees ist kein Kampfsport im klassischen Sinne sondern ein Selbstverteidigungskonzept, bei dem der Verteidiger versucht, sich auf einfachste und effektive Weise mit allen Körperwaffen (Tritte, Schläge, Stöße) zu verteidigen. Beim JKD hat Bruce Lee die Formlosigkeit zum Prinzip erhoben, es ist eine Essenz vieler Kampfkünste und passt doch gleichzeitig auch zu allen, da es selbst kein festgefügter ritualisierter Stil ist. Bei der Ausführung der Techniken zählt nur die Wirkung, an ihnen ist nichts Geheimnisvolles. Bruce Lee sagte: "Nimm die Dinge wie sie sind: schlage, wenn du schlagen musst, tritt, wenn du treten musst." Die Techniken sind einfach, kurz, schnörkellos und somit außerordentlich effektiv. Bruce Lee verzichtete beim JKD auf jegliche Effekthascherei.
Nach dem unerwarteten Tode Bruce Lee wurde durch Richard Bustillo, einem der Schüler Bruce Lees, zusammen mit dessen Witwe Linda Lee die Jun Fan Jeet Kune Do Organisation mit Sitz in den USA gegründet, um das Erbe Bruce Lees zu erhalten.
Was ist Jeet Kune Do?
Die Wachsamkeitsstellung
Die Wachsamkeitsstellung ist die Ausgangsstellung für alle Techniken innerhalb des JKD, Abwehr-, Angriffs- und Kontertechniken. Um die einzelnen Techniken anwenden zu können, sollte vorher die Wachsamkeitsstellung geübt werden und nach Möglichkeit perfekt beherrscht werden. Die beste Methode dies zu tun, ist das Üben vor dem Spiegel, um stets aufs neue Korrekturen vornehmen zu können, da selbst kleine Fehlhaltungen die Effektivität der Techniken negativ beeinflussen und zum Nachteil des Verteidigers kampfentscheidend sein können. Nach Beendigung der Techniken ist stets wieder in die Wachsamkeitsstellung zurückzukehren. Sie ist vollkommen ohne Spannung. Aus ihr kann jede Angriffs-, Abwehr- oder Kontertechnik ohne Ansatz d.h. ohne einleitende Bewegung explosionsartig durchgeführt werden.
Die Wachsamkeitsstellung wirkt auf den Angreifer auf Grund der vollständigen Entspannung des Gegenübers trügerisch inaktiv. Im Gegensatz zu anderen Kampfsportarten oder auch dem Boxen, steht der Verteidiger im JKD in der Seitwärtsstellung mit der stärkeren Seite nach vorne d.h. der Rechtshänder steht in der Rechtsvorwärtsstellung und der Linkshänder in der Linksvorwärtsstellung, um mit dem stärkeren Bein oder Arm schneller ins Ziel treffen zu können und um für diese Körperwaffen die zurückzulegende Distanz zu verringern.
Die Seitwärtsstellung dient ebenfalls dem Zweck, dem Gegner möglichst wenig Angriffsfläche zu bieten. Der Kopf wird leicht geneigt, um das Kinn mit der vorderen Schulter zu schützen, der Unterleib ist schwer für den Angreifer zu erreichen. Der Verteidiger soll dem Angreifer immer in die Augen schauen, um ihn so zum einen vollständig im Blickfeld zu haben und zum anderen um eine Angriffstechnik beim Zucken der Lider schon im Ansatz erkennen zu können. Weiterhin soll der JKD-Kämpfer üben, auch bei einem gegnerischen Angriff und der eigenen Abwehrtechnik die Augen offen zu lassen.
Die vordere Führungshand deckt die nach vorne gewandte Körperhälfte und ist die Hauptangriffshand. Die Hand bleibt locker geöffnet, um explosionsartig angreifen und direkt abwehren zu können. Der Ellenbogen bleibt eng am Körper um die seitlichen Rippen und die Nieren zu schützen. Die Knie sind leicht gebeugt und halten den Körper in lockerer Anspannung im Gleichgewicht. Das Gleichgewicht ist besonders wichtig um sowohl nach hinten zurückweichen als auch nach vorne schnellen zu können. Der hintere Fuß bleibt in der Wachsamkeitstellung leicht angehoben um in der Lage zu sein, bei Abwehr- und Ausweichtechnken schnell zurückfedern oder zur Seite schreiten zu können. Das vordere, kräftigere Bein ist wegen seiner Kraft und großen Reichweite Hautangriffswaffe. Die Beine stehen eine Schulterbreite auseinander und sollten diese Breite auch nicht überschreiten um nicht schwerfällig und langsam zu werden.
Die Kampfdistanz
Die richtige Kampfdistanz zum Gegner zu haben ist zur wirksamen Ausführung der eigenen Techniken besonders wichtig. Der Radius der richtigen Distanz beginnt dort, wo der Kämpfer seine längste Waffe effektiv einsetzen kann. Die Kampfdistanz des Gegners lässt sich erst zutreffend erfassen, wenn man sich über die Waffen, Schnelligkeit und Beweglichkeit des Gegners im klaren ist. Ein Gegner, der ausschließlich die Hände einsetzt, hat eine geringere Kampfdistanz als derjenige, der auch die Füße als Waffe einsetzt.
Ein Kämpfer sollte sich stets am Rande der gegnerischen Kampfdistanz aufhalten, um den Gegner zwar erreichen zu können, jedoch selbst nicht getroffen zu werden. Während des Kampfes ist jeder der Kontrahenten bemüht, den Gegner in die eigene Kampfdistanz zu bringen, aber nie in seine Reichweite zu gelangen. Zur Verdeutlichung mag das Beispiel des Judokas und des Stockkämpfers angeführt werden. Der Judoka wird versuchen, nicht in die Reichweite des Stockkämpfers zu gelangen, da er hier nichts ausrichten kann und sich nur selbst in Gefahr bringt. Andererseits jedoch wird er stets versucht sein, dem Stockkämpfer möglichst nahe zu kommen, da er nur im Nahkampf die eigenen Techniken mit Erfolg einsetzen kann. Umgekehrt ist sich der Stockkämpfer natürlich der Gefahr bewusst, wenn er den Judoka zu nahe an sich herankommen lässt; er wird daher versuchen, den Gegner in seiner optimalen Reichweite zu halten, nämlich der Stockdistanz.
Der Beginn von Kämpfen ist meist dadurch gekennzeichnet, dass jeder der Kämpfer versucht, die optimale Reichweite des Gegners auszuloten. Ein erfahrener Kämpfer kann sich dieses Ausloten zu Nutze machen, um dem Gegner ein falsches Bild über die eigene optimale Reichweite vorzutäuschen. Sobald sich der Gegner zu nah an die eigene falsch eingeschätzte Kampfdistanz heranwagt, kann der Verteidiger zurückschreiten und blitzschnell zuschlagen.
Die optimale Distanz ist jedoch nicht ausschließlich abhängig von der eigenen Reichweite, sondern auch von der Schnelligkeit und Beweglichkeit des Angreifers. Ein flinker Kämpfer kann trotz geringerer Kampfdistanz im Vorteil sein, da er die größere Kampfdistanz des Gegners schneller durchschreiten kann als dieser darauf zu reagieren vermag.